„Das schwerste Wort heißt nicht Popocatépetl wie der Berg in Mexiko und nicht Chichicastenango wie der Ort in Guatemala und nicht Ouagadougou wie die Stadt in Afrika. Das schwerste Wort heißt für viele: „Danke.“
Manchmal wird es einfach als Floskel der Höflichkeit dahingesagt, doch ein tief empfundenes, aus dem Herzen strömendes Danke ist weit mehr als das. Es ist ein emotionales Erleben, das die Freude über etwas ausdrückt, das man – meist unerwartet oder unverdient – von jemand anderem empfangen hat. Dankbarkeit hat daher immer einen sozialen Aspekt, schafft eine Verbindung zwischen uns und den anderen. Sie kann bestehende Beziehungen festigen und vertiefen. Dankbarkeit kann auch eingesetzt werden, um sich bei jemandem zu entschuldigen und etwas wieder gut zu machen oder in einer schwierigen Situation zu helfen.
Dankbarkeit ist absichtslos: Sie ist einfach Ausdruck der Freude über Empfangenes, sie schielt nicht nach einer Gegenleistung oder einem Effekt. Und das Schöne dran ist, dass genau das oft geschieht. Denn Dankbarkeit kann ansteckend wirken und eine Kette von wunderbaren Dingen nach sich ziehen. Oder anders formuliert: Dankbarkeit ist eine Art Gegenleistung in Form von positiver Emotion und Rückmeldung. Dies ist aber nicht in einem wirtschaftlichen Sinn gemeint, es geht einfach um das Strömen eines offenen, freudvollen Herzens, das sich an andere ausschütten will.
Kurz gesagt: Wenn jeder Mensch für Kleinigkeiten Dankbarkeit empfindet und sein gegenüber diesen Dank spüren lässt, gäbe es eine emotionale Welle, die die Welt mit Freude überspült.
Zum Schriftsteller Josef Reding
Josef Reding kam 1929 als Sohn eines Filmvorführers zur Welt. Er besuchte eine Realschule in Mengede (die heutige Albert-Schweitzer-Realschule) und ein neusprachliches Gymnasium in Castrop-Rauxel. 1944 setzte man ihn als Angehörigen des Volkssturms bei der Panzerbekämpfung ein; er geriet in US-amerikanische Kriegsgefangenschaft. Seine Bewacher überließen ihm Zeitschriften und Taschenbücher, so lernte er die literarische Form der Kurzgeschichte kennen und schätzen.
Ab 1953 studierte er Germanistik, Psychologie, Publizistik, Kunstgeschichte und Anglistik an der Universität Münster. Ein Stipendium der Fulbright-Kommission ermöglichte ihm die Fortsetzung des Studiums in den Vereinigten Staaten. Während seines Amerikaaufenthalts lernte er die Rassenproblematik in den Südstaaten kennen, und er knüpfte Kontakte zur beginnenden Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King.
Von 1959 bis 1966 hielt Reding sich erneut in den Vereinigten Staaten sowie in Hunger- und Aussätzigen Regionen in Asien, Afrika und Lateinamerika auf, über die er in Fernsehdokumentationen berichtete.
Josef Reding begann seine schriftstellerische Karriere mit dem Verfassen von Jugendbüchern. Seit seinem USA-Aufenthalt in den 1950er Jahren ist sein Werk, das zu einem wesentlichen Teil aus Kurzgeschichten besteht, formal stark von der klassischen US-amerikanischen Short Story beeinflusst. Reding setzte sich in vielen seiner Werke von einem christlichen Standpunkt aus mit sozialen Problemen auseinander. Neben belletristischen Prosaarbeiten verfasste er Hörspiele, Gedichte und journalistische Beiträge. Er engagierte sich in der Friedensbewegung.
Reding war seit 1965 verheiratet und hatte drei Söhne. Er lebte in Dortmund und war der Bruder des Malers und Schriftstellers Paul Reding und von Elisabeth Stark-Reding.
Seine letzte Ruhestätte fand Reding seinem Wunsch entsprechend gegenüber von Fritz Hüser auf dem Friedhof Großholthausen im Süden Dortmunds. Sein Nachlass befindet sich seit längerem im Fritz-Hüser-Institut.